Gehst Du immer wieder, damit Du nicht entlarvt oder verlassen wirst?

Es gibt Menschen, die immer wieder von selbst den Rückzug antreten, bevor sie zu tief in eine Beziehung, eine Freundschaft oder eine berufliche Bindung geraten. Sie verlassen, bevor sie verlassen werden können. Vielleicht aus der Angst heraus, dass die andere Person die eigene Unsicherheit, Verwundbarkeit oder vermeintlichen Schwächen erkennen könnte oder erkannt hat. Es ist ein Kreislauf des Selbstschutzes – und doch bringt er auch eine ständige Leere, das Gefühl, nie wirklich irgendwo anzukommen. Das real wird.

Warum flüchten wir, bevor es überhaupt schwierig werden könnte? Und welche versteckten Ängste treiben uns an?


1. Die Angst vor der Entlarvung – „Was, wenn sie mein wahres Ich sehen?“

Für manche Menschen ist die Vorstellung, dass jemand ihre Fehler, Versagen, Unsicherheiten, Ängste oder vermeintlichen Unzulänglichkeiten erkennt, schlichtweg unerträglich. Sie haben ein Bild von sich aufgebaut, das sie gerne nach außen tragen – sei es Selbstbewusstsein, Entwicklung, Stärke oder Kontrolle. Doch im Inneren leben Zweifel: „Was, wenn sie merken, dass ich gar nicht so stark, so schlau, so erfahren, so geschätzt bin? “ Um diese Entlarvung zu vermeiden, ziehen sie sich lieber zurück, bevor andere die Gelegenheit haben, ihre vermeintliche „Schwäche“ zu sehen.

Frage zur Reflexion: Gibt es ein Bild von Dir, das Du unbedingt aufrechterhalten möchtest? Was würdest Du verlieren, wenn jemand die „unsichtbaren“ Seiten an Dir kennenlernte? Wie fühlst Du Dich beim Gedanken, Dich authentisch zu zeigen?


2. Verlassen, bevor Du selbst verlassen wirst

Die Angst, von anderen Menschen enttäuscht oder verlassen zu werden, kann tief verankert sein. Sie kommt oft aus Erfahrungen in der Vergangenheit – aus Freundschaften, Beziehungen oder familiären Bindungen, die nicht so stabil oder verlässlich waren, wie Du sie gebraucht hättest. Wenn diese Angst tief sitzt, führt sie oft dazu, dass man selbst den ersten Schritt zurückmacht, um die Kontrolle zu behalten: „Bevor ich verletzt werde, ziehe ich mich lieber zurück.“ Doch diese ständige Flucht nimmt auch die Chance auf echte Verbundenheit und die Erfahrung gemeinsamen Wachstum.

Frage zur Reflexion: Gibt es Muster in Deinen Beziehungen? Ist Dein Partner eine Zeit lang „nützlich“? Neigst Du dazu, Dich zurückzuziehen, sobald echte Nähe entsteht? Welche alten Erlebnisse könnten diese Angst in Dir auslösen?


3. Selbstschutz oder Selbstsabotage?

Sich immer wieder zurückzuziehen, um sich vor Verletzungen zu schützen, kann auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen – schließlich vermeidest Du dadurch mögliche Enttäuschungen. Doch dieser Selbstschutz ist oft auch eine Form von Selbstsabotage. Indem Du Dich selbst isolierst und Fluchttendenzen entwickelst, nimmst Du Dir die Chance, tiefe Bindungen zu erfahren und zu lernen, dass Menschen auch in den schwierigen Momenten bleiben. Du schützt Dich also vielleicht vor dem Schmerz, doch zugleich schneidest Du Dich von der Möglichkeit ab, echte Liebe, Freundschaft und Unterstützung zu erleben.

Frage zur Reflexion: Welche Chancen verpasst Du, wenn Du Dich immer wieder von Bindungen löst? Was könntest Du gewinnen, wenn Du bleibst und zulässt, dass Dich jemand wirklich kennenlernt?


4. Die Wahrheit hinter der Flucht erkennen

Hinter jeder Fluchtreaktion steckt ein Bedürfnis – das Bedürfnis nach Sicherheit, Kontrolle und Schutz. Doch wahre Heilung und die Freiheit, wirklich zu bleiben, kommen erst, wenn Du den Grund für Deine Flucht erkennst und annimmst. Welche Ängste treiben Dich dazu, immer wieder (innerlich) zu gehen? Welche Erfahrungen haben diese Ängste geprägt? Wenn Du diesen Ursachen auf den Grund gehst und Dich ihnen stellst, löst sich die Fluchtenergie oft in Vertrauen auf.

Übung zur Reflexion: Nimm Dir einen Moment und erinnere Dich an eine Beziehung, in der Du frühzeitig gegangen bist. Welche Gedanken gingen Dir damals durch den Kopf? Welche Gefühle hat die Situation ausgelöst? Versuche, den wahren Grund für Deine Flucht zu erkennen.


5. Mut zur Verletzlichkeit – Die Wahl, zu bleiben und gesehen zu werden

Es kostet Mut, bei jemandem zu bleiben, auch wenn die Angst vor Entlarvung oder Verlassenwerden immer wieder aufkommt. Doch dieser Mut führt zu einer tiefen Befreiung. Denn wenn Du die Entscheidung triffst, trotz Deiner Ängste zu bleiben und zu zeigen, wer Du wirklich bist, entdeckst Du, dass Du wertvoll und liebenswert bist – unabhängig von Schwächen oder Unsicherheiten. Indem Du bleibst, lernst Du, dass echte Beziehungen durch Offenheit und Vertrauen wachsen und dass die meisten Menschen Deine verletzlichen Seiten mehr schätzen, als Du denkst.

Frage zur Reflexion: Welche Aspekte Deines wahren Ichs möchtest Du zulassen? Was würde es Dir bedeuten, wenn Menschen Deine verletzlichen Seiten ebenfalls sehen – und dennoch bleiben?


Die Wahl, sich nicht zurückzuziehen und die Chance auf echte Verbundenheit

Die Flucht vor Nähe mag Dich im Moment schützen, doch sie nimmt Dir auch die Chance auf echte, tiefe Verbindungen. Wenn Du bereit bist, Deine Ängste zu erkennen und Dich ihnen zu stellen, öffnest Du die Tür für Beziehungen, die Dich wirklich erfüllen. Es ist die Einladung, Dich von der Angst vor Entlarvung zu befreien und Dich so zu zeigen, wie Du wirklich bist.

Fühlst Du Dich immer wieder gezwungen, zu gehen, bevor jemand wirklich hinter Deine Fassade blickt? Ein Coaching kann Dir helfen, alte Ängste aufzulösen und die Stärke zu finden, die es braucht, um zu bleiben und Dich wirklich zu zeigen.

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