Gemeinschaftsorientiertes Bauen ist ein Konzept, das den Menschen und seine sozialen Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Bau- und Stadtplanung stellt. Es zielt darauf ab, Gebäude und Quartiere so zu gestalten, dass sie soziale Interaktionen fördern, die Gemeinschaft stärken und eine hohe Lebensqualität bieten. Dabei werden Aspekte wie Partizipation, Inklusion, gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen und nachhaltige Entwicklung berücksichtigt.
Kernprinzipien des gemeinschaftsorientierten Bauens
- Partizipation:
- Einbindung der späteren Nutzer und Anwohner in die Planungs- und Gestaltungsprozesse, um deren Bedürfnisse und Wünsche zu berücksichtigen.
- Soziale Interaktion:
- Schaffung von Räumen und Infrastrukturen, die Begegnungen und Zusammenarbeit fördern, wie Gemeinschaftsräume, Spielplätze oder offene Plätze.
- Inklusion:
- Gestaltung von barrierefreien und zugänglichen Gebäuden und Außenbereichen, die allen Menschen, unabhängig von Alter oder Fähigkeiten, zur Verfügung stehen.
- Nachhaltigkeit:
- Gemeinsame Nutzung von Ressourcen wie Energie, Mobilität oder Gemeinschaftsgärten, um ökologische und wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.
- Identität und Zusammenhalt:
- Förderung eines Gemeinschaftsgefühls durch partizipative Prozesse, gemeinschaftlich genutzte Räume und kulturelle Angebote.
Maßnahmen für gemeinschaftsorientiertes Bauen
- Gemeinschaftsräume:
- Planung von Mehrzweckräumen, die flexibel für Versammlungen, Freizeitaktivitäten oder gemeinschaftliche Veranstaltungen genutzt werden können.
- Freiflächen:
- Gestaltung von Parks, Grünflächen, Spielplätzen oder Gemeinschaftsgärten, die als Treffpunkte für soziale Interaktion dienen.
- Gemeinsame Mobilitätslösungen:
- Carsharing-Angebote, Fahrradstationen oder gute Anbindungen an den öffentlichen Verkehr, die die Gemeinschaft fördern und den ökologischen Fußabdruck verringern.
- Nutzungskonzepte:
- Integration von Mehrgenerationenwohnen oder Co-Living-Ansätzen, um unterschiedliche Lebensphasen und Bedürfnisse in einem Projekt zu vereinen.
- Nachhaltige Bauweise:
- Einsatz umweltfreundlicher Materialien und energieeffizienter Technologien, die nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sind.
- Digitale Plattformen:
- Entwicklung von Apps oder Plattformen, die Bewohner miteinander vernetzen und die gemeinsame Organisation erleichtern, z. B. für Veranstaltungen oder Ressourcenteilung.
Vorteile des gemeinschaftsorientierten Bauens
- Soziale Vorteile:
- Förderung des Zusammenhalts und der sozialen Interaktion.
- Unterstützung von Inklusion und Chancengleichheit.
- Wirtschaftliche Vorteile:
- Gemeinsame Nutzung von Ressourcen reduziert individuelle Kosten.
- Attraktive Wohn- und Lebensräume steigern den Immobilienwert.
- Ökologische Vorteile:
- Reduzierung des Ressourcenverbrauchs durch gemeinschaftliche Ansätze wie Carsharing oder Urban Gardening.
- Gesundheit und Wohlbefinden:
- Zugang zu Grünflächen und sozialen Netzwerken verbessert das physische und psychische Wohlbefinden der Bewohner.
Gemeinschaftsorientiertes Bauen in Nachhaltigkeitszertifikaten
- DGNB:
- Bewertet soziale Aspekte wie Gemeinschaftsförderung, Partizipation und Inklusion in der Quartiersentwicklung.
- LEED:
- Fördert die Schaffung von sozialen Treffpunkten und Anreizen für aktive Mobilität.
- BREEAM:
- Berücksichtigt soziale Nachhaltigkeitskriterien wie Sicherheit, Nutzerzufriedenheit und soziale Interaktion.
- WELL:
- Fokussiert sich auf Aspekte wie soziale Interaktion, Zugänglichkeit und das Wohlbefinden der Nutzer.
Beispiele für gemeinschaftsorientiertes Bauen
- Mehrgenerationenhäuser:
- Wohnprojekte, die ältere und jüngere Bewohner zusammenbringen und soziale Unterstützung sowie Gemeinschaftsaktivitäten fördern.
- Ökologische Quartiere:
- Planung von Vierteln mit Gemeinschaftsgärten, Carsharing und Mehrzweckräumen zur Förderung nachhaltiger und gemeinschaftlicher Lebensweisen.
- Co-Housing-Projekte:
- Wohnanlagen, in denen die Bewohner private Wohnungen haben, aber Gemeinschaftsflächen wie Küchen, Gärten oder Veranstaltungsräume teilen.
- Urban Villages:
- Stadtquartiere, die auf soziale Nähe und gemeinschaftliche Ressourcennutzung ausgelegt sind, mit einem Mix aus Wohn-, Arbeits- und Freizeitflächen.
Gemeinschaftsorientiertes Bauen schafft Räume, die soziale Interaktion, Nachhaltigkeit und Lebensqualität in den Vordergrund stellen. Es ist ein zukunftsweisender Ansatz, der den Herausforderungen moderner Stadtentwicklung gerecht wird und zu einer gerechteren, ökologischeren und lebenswerteren Gesellschaft beiträgt. Zertifizierungssysteme wie DGNB, LEED und BREEAM fördern diese Prinzipien und helfen, gemeinschaftsorientierte Ansätze messbar und planbar zu machen. Durch diese Art des Bauens entstehen nachhaltige und resiliente Gemeinschaften, die für aktuelle und zukünftige Generationen von Nutzen sind.
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