Die Standortwahl, auch als Sustainable Sites bezeichnet, ist ein zentrales Kriterium bei der nachhaltigen Planung und Zertifizierung von Bauprojekten. Sie bezieht sich auf die Auswahl, Entwicklung und Gestaltung eines Standorts, um die Umweltbelastung zu minimieren, die Ressourceneffizienz zu maximieren und die Lebensqualität für Nutzer und Umgebung zu verbessern.
Dieses Konzept wird in vielen Nachhaltigkeitszertifikaten wie LEED, DGNB und BREEAM berücksichtigt und bewertet.
Ziele der nachhaltigen Standortwahl
- Minimierung von Umweltauswirkungen:
- Schutz natürlicher Ökosysteme und Reduzierung der Bodenversiegelung.
- Vermeidung von Standorten mit hoher Umweltbelastung, wie Überflutungsgebieten oder Schutzgebieten.
- Förderung von Mobilität:
- Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und Förderung von Fußgängern, Radfahrern und nachhaltigem Verkehr.
- Optimierung der Ressourcennutzung:
- Wiederverwendung brachliegender Flächen und Vermeidung von Neubebauung unberührter Natur.
- Integration in die Gemeinschaft:
- Nähe zu Versorgungseinrichtungen, Arbeitsplätzen und Erholungsgebieten, um die Lebensqualität zu erhöhen.
Kriterien für eine nachhaltige Standortwahl
- Standortanalyse:
- Bewertung des Standorts hinsichtlich seiner natürlichen Gegebenheiten, wie Bodenbeschaffenheit, Topografie und Flora/Fauna.
- Verkehrsanbindung:
- Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Fuß- und Radwegen sowie Parkmöglichkeiten für Fahrräder.
- Umweltverträglichkeit:
- Vermeidung der Zerstörung von Biotopen oder Ökosystemen.
- Minimierung von Abwassereinleitungen und anderen Verschmutzungen.
- Brachflächen und Revitalisierung:
- Priorisierung von Brachflächen, um die Ausweitung von Siedlungen auf bisher unberührte Natur zu vermeiden.
- Regenwassermanagement:
- Systeme zur Versickerung und Wiederverwendung von Regenwasser, um die lokale Wasserbilanz zu verbessern.
- Stadtplanung:
- Integration in bestehende Infrastrukturen und Vermeidung von Zersiedelung.
Vorteile einer nachhaltigen Standortwahl
- Ökologische Vorteile:
- Erhalt natürlicher Lebensräume und Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks.
- Förderung der Biodiversität durch naturnahe Gestaltung.
- Wirtschaftliche Vorteile:
- Senkung von Infrastruktur- und Betriebskosten durch effizient genutzte Flächen.
- Steigerung des Immobilienwerts durch attraktive Standortbedingungen.
- Gesellschaftliche Vorteile:
- Verbesserung der Lebensqualität durch bessere Luftqualität, Erholungsflächen und kürzere Wege.
- Förderung von Gesundheit und sozialer Interaktion durch fußgängerfreundliche Gestaltung.
Maßnahmen zur Umsetzung von Sustainable Sites
- Grüne Flächen: Gestaltung von Grünanlagen und Dachbegrünungen, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren und Erholungsräume zu schaffen.
- Regenwasserbewirtschaftung: Installation von Regenwasserspeichern oder Versickerungsflächen.
- Nachhaltige Mobilität: Schaffung von Fahrradwegen, Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Fußgängerzonen.
- Erhalt bestehender Natur: Integration von Bäumen, Wäldern oder Gewässern in die Planung.
Beispiele für nachhaltige Standortwahl
- Revitalisierung eines alten Industriegebiets in ein gemischtes Wohn- und Geschäftsquartier mit Parks und nachhaltiger Infrastruktur.
- Bau eines Bürogebäudes in unmittelbarer Nähe zu einem Hauptbahnhof, um Pendlerströme zu minimieren.
- Entwicklung eines Wohnkomplexes mit Gemeinschaftsgärten und umweltfreundlichem Regenwassermanagement.
Die Standortwahl ist ein entscheidender Faktor für die Nachhaltigkeit eines Bauprojekts. Durch eine sorgfältige Analyse und die Berücksichtigung ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Kriterien lassen sich langfristige Vorteile für Mensch und Umwelt schaffen. Sustainable Sites sind mehr als nur ein Baustein nachhaltiger Planung – sie legen die Grundlage für zukunftsorientierte und lebenswerte Bauprojekte.
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